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Hundegesundheit

Hund kastrieren: Was du wissen musst

Traurig blickender Hund, der ein elisabethanisches Halsband trägt.
Dieser Artikel wurde von einem Tierarzt überprüft
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Die Kastration ist ein chirurgischer Eingriff unter Vollnarkose, der bei männlichen Hunden durch die Entfernung der Hoden und bei weiblichen durch die Entfernung von Eierstöcken und gegebenenfalls der Gebärmutter durchgeführt wird, um die Reproduktionsfähigkeit dauerhaft zu unterbinden. Dieser Eingriff verhindert ungewollte Nachkommen und kann gesundheitliche Vorteile bieten, wie eine reduzierte Wahrscheinlichkeit von Prostataerkrankungen bei Rüden und ein verringertes Risiko von Gebärmutterentzündungen und bestimmten Krebsarten bei Hündinnen.

Neben der Gesundheitsvorsorge hat die Kastration auch verhaltensändernde Effekte, die von einer Verringerung der Aggressivität und des Herumstreunens bis hin zu einer allgemeinen Abnahme von stressbedingten Verhaltensweisen reichen können. Allerdings reagiert nicht jeder Hund gleich auf den Eingriff, und manche können unerwartete Verhaltensänderungen zeigen. Daher ist es wichtig, diese Entscheidung sorgfältig zu treffen und sie in Absprache mit einem vertrauenswürdigen Tierarzt zu planen.

Die Kastration spielt auch eine wichtige Rolle in der Kontrolle der Hundepopulation. Durch das Verhindern ungewollter Würfe trägt sie zur Verringerung der Überfüllung von Tierheimen bei und unterstützt das Wohl der Hundegemeinschaft. Dennoch unterliegt der Eingriff strengen gesetzlichen Bestimmungen, die im Tierschutzgesetz verankert sind, und ohne veterinärmedizinische Indikation kann eine Kastration rechtliche Folgen haben.

Hund kastrieren oder nicht: Die Entscheidung treffen

Stehst du gerade vor der Entscheidung, ob du deinen Hund kastrieren lässt oder nicht,  solltest du einige Sachen bedenken. Zuerst solltest du die gesundheitlichen Vorteile und möglichen Risiken der Operation mit deinem Tierarzt besprechen. Überlege, wie sich die Kastration auf das Verhalten und die Lebensqualität deines Hundes auswirken könnte, insbesondere in Bezug auf Aggressivität und Herumstreunen. Zudem diskutiert die Wissenschaft noch über Verhaltensprobleme und Knochenprobleme, die durch (oft frühe) Kastration entstehen können.

Berücksichtige ebenfalls deine persönlichen Umstände und die Umgebung, in der dein Hund lebt. Ist dein Hund häufig anderen Hunden ausgesetzt oder lebst du in einer Gegend, wo er leicht entlaufen könnte? Ziehe auch in Betracht, ob du die Zeit und Ressourcen hast, um mögliche Verhaltensänderungen nach der Kastration durch Training zu unterstützen. Letztendlich sollte die Entscheidung das Wohl deines Hundes fördern und zu deinem Lebensstil passen.

Folgende Vor- und Nachteile können bei einer Kastration auftreten.

Vorteile können sein:

  • Keine Fortpflanzung
  • Verminderung des Risikos für einige Hundekrankheiten
  • Kein hormonell bedingter Stress
  • Reduktion von Aggressivität, wenn die Aggressivität durch Sexualhormone ausgelöst wird 

Mögliche Nachteile:

  • Chirurgische Risiken
  • Fettleibigkeit (bei 50 % der kastrierten Hunde)
  • Fellveränderungen vor allem bei Hunden mit rotem Fell (z. B. Cocker, Sette, Langhaardackel)
  • Harnträufeln (Inkontinenz) vor allem bei großen, schweren Hündinnen
  • Wesensveränderung durch fehlende Hormone
  • Naives, kindliches Verhalten (wenn der Hund zu früh kastriert wird)

Vor einer Entscheidung solltest du noch folgende Faktoren berücksichtigen:

Alter: Generell wird empfohlen, mit der Kastration zu warten, bis der Hund seine körperliche Reife erreicht hat, was meist zwischen 6 und 12 Monaten der Fall ist. Für große Rassen könnte es ratsam sein, noch länger zu warten, da diese langsamer auswachsen und eine Kastration vor Abschluss des Wachstums die Entwicklung beeinträchtigen könnte.

Rasse: Große und riesige Rassen wie Deutsche Schäferhunde, Labrador Retriever oder Berner Sennenhunde erreichen ihre körperliche Reife später als kleinere Rassen. Bei diesen Hunden wird oft empfohlen, mit der Kastration bis mindestens zum Alter von 12 bis 24 Monaten zu warten. Dies gibt den Knochen, Gelenken und Muskeln Zeit, sich vollständig zu entwickeln, was das Risiko für orthopädische Erkrankungen wie Hüftdysplasie und Kreuzbandrisse reduzieren kann.

Kleinere Rassen wie Dackel, Chihuahuas oder Yorkshire Terrier reifen schneller und können daher oft bereits im Alter von 6 bis 9 Monaten kastriert werden, ohne dass dies die gleichen potenziellen Risiken für die Knochen- und Gelenkentwicklung birgt wie bei größeren Rassen.

Es ist auch wichtig zu beachten, dass einige Rassen genetische Dispositionen für bestimmte Krankheiten haben können, die durch die Kastration beeinflusst werden könnten. So zeigen Studien beispielsweise, dass bei einigen Rassen eine Kastration das Risiko für bestimmte Arten von Krebs oder Gelenkerkrankungen erhöhen oder senken kann.

Mehr zu Hunderassen erfährst du auch hier.

Lebensstil:

  • Aktivitätslevel: Aktive Hunde, die regelmäßig an anspruchsvollen körperlichen Aktivitäten teilnehmen, wie z. B. Agility oder lange Wanderungen, können von einer späteren Kastration profitieren, besonders wenn es sich um große Rassen handelt. Dies gibt ihrem Körper ausreichend Zeit, sich vollständig zu entwickeln, was besonders wichtig für die Gelenkgesundheit ist.
  • Soziale Interaktion: Hunde, die häufig mit anderen Hunden interagieren, sei es in einem Hundepark, in einer Hundetagesstätte oder in ähnlichen sozialen Situationen, könnten von einer Kastration insofern profitieren, als dass sie potenziell aggressives, hormonell induziertes oder dominantes Verhalten verringern kann. Dies trägt zu sicheren und harmonischen Interaktionen bei.
  • Zugang zu Weibchen: Besitzer von männlichen Hunden, die regelmäßigen Zugang zu läufigen Weibchen haben, könnten eine Kastration in Erwägung ziehen, um unerwünschte Trächtigkeiten zu vermeiden und das Risiko von Streunen zu minimieren.

Hund nach der Kastration

Nach der Kastration können Hunde zunächst müde, lethargisch und etwas desorientiert sein, da sie sich von der Narkose erholen. Sie bleiben auch so lange unter tierärztlicher Beobachtung, bis sie eigenständig laufen können. Es ist normal, dass sie am Tag der Operation weniger aktiv sind und viel in ihrem Körbchen liegen.

Dein Tierarzt wird dir Schmerzmittel mitgeben, die du nach Anleitung geben kannst. Leises Jammern nach der Operation ist noch eine Auswirkung des Narkosemittels und meist kein Zeichen von Schmerzen.

Wenn deine Fellnase wieder zu Hause ist, biete ihm gleich Wasser an. Futter allerdings erst wieder am nächsten Tag, sonst könnte es noch zu Erbrechen aufgrund der Narkose kommen. Du kannst körperliche Veränderungen wie Schwellungen oder Rötungen an der Wunde feststellen. Kontrolliere täglich, ob Wundflüssigkeit oder gar Blut oder Eiter austritt. Wende dich in diesem Fall sofort an deinen Tierarzt! 

Dein Hund wird in den nächsten 2 bis 3 Wochen nicht so aktiv sein, wie du ihn kennst. Schone ihn mindestens 2 Wochen und mache täglich mehrere, aber kurze Gassirunden. Halte dabei deinen Rüden möglichst von läufigen Hündinnen fern. Er produziert zwar keine neuen Spermien mehr, hat aber noch immer zeugungsfähige Spermien in sich, die noch einige Zeit lebensfähig sind.

Hier nochmal ein Zeitplan für die Genesung und kurze Zusammenfassung nach der OP:

Unmittelbar bis 24 Stunden nach der Operation:

Hunde sind oft schläfrig und lethargisch aufgrund der Narkose. Es ist wichtig, dass sie in einer ruhigen Umgebung bleiben und ihre Bewegungen eingeschränkt sind.

24 bis 48 Stunden nach der Operation:

Der Appetit sollte allmählich zurückkehren, und dein Hund sollte wieder anfangen zu trinken und zu essen. Kleine, leicht verdauliche Mahlzeiten sind empfehlenswert. Schmerzmittel helfen, Beschwerden zu lindern.

2 bis 5 Tage nach der Operation:

Die Energie deines Hundes sollte sich schrittweise normalisieren. Achte darauf, dass er sich nicht zu stark belastet. Die Operationsstelle sollte beginnen, besser auszusehen, ohne Anzeichen von erhöhter Rötung oder Schwellung.

10 bis 14 Tage nach der Operation:

Dies ist die Zeit, in der bei den meisten Hunde die Fäden gezogen werden, wenn nicht selbstauflösende Fäden verwendet wurden. Die Wunde sollte gut verheilt sein, ohne Anzeichen einer Infektion oder Entzündung.

Wann du den Tierarzt aufsuchen solltest:

  • Anhaltende Lethargie oder Appetitlosigkeit über 48 Stunden hinaus.
  • Zeichen von Schmerzen wie Jammern, Schonhaltung oder Aggressivität, die nicht durch Schmerzmittel gelindert werden.
  • Anzeichen einer Infektion an der Operationsstelle, wie starke Rötung, Schwellung, Wärme oder eitriger Ausfluss.
  • Öffnen der Nähte, was sich durch eine auffällige Lücke an der Einschnittstelle zeigt.
  • Anhaltendes Erbrechen oder Durchfall, was auf eine mögliche Komplikation hinweisen könnte.

Eine gute Kommunikation mit deinem Tierarzt und die genaue Befolgung der Nachsorgeanweisungen sind entscheidend, um sicherzustellen, dass dein Hund eine schnelle und komplikationsfreie Genesung erlebt. Es ist immer besser, bei Unsicherheiten oder Sorgen deinen Tierarzt zu konsultieren. 

Hund nach Kastration komisch? Mögliche Gründe

Nach einer Kastration kann dein Hund durch die Nachwirkungen der Narkose, Schmerzen an der Operationsstelle und allgemeinen Stress zeitweise ungewöhnliches Verhalten zeigen. Dies äußert sich oft in Desorientierung, verminderter Aktivität oder einer Veränderung in der Interaktion.

Der Heilungsprozess kann zudem durch die eingeschränkte Beweglichkeit und den ungewohnten Halskragen oder Body zum Verhindern des Beleckens der Wunde zusätzlichen Stress verursachen. Hormonelle Veränderungen nach der Operation beeinflussen ebenfalls sein Verhalten.

Bei Hunden können nach einer Kastration verschiedene Verhaltensänderungen auftreten, die häufig durch hormonelle Anpassungen bedingt sind. Da Hormone eine zentrale Rolle im Körper spielen, führt ihre Veränderung durch die Kastration oft zu Anpassungen im Verhalten und in der Stimmung des Hundes. Diese können sich in Form von vermehrter Reizbarkeit, einer allgemeinen Verhaltensveränderung oder auch in einer erhöhten Ängstlichkeit äußern.

Hormonelle Anpassungen können auch den Appetit, das Energielevel und das Temperament des Hundes beeinflussen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Hunde in den ersten Tagen nach der Operation weniger fressen oder ein vermindertes Interesse an Aktivitäten zeigen. Diese Veränderungen sind normalerweise vorübergehend, während sich der Körper des Hundes auf den neuen Hormonspiegel einstellt.

In dieser Anpassungsphase ist es besonders wichtig, den Hund gut zu ernähren, zu trösten und zu beruhigen. Eine ruhige und unterstützende Umgebung zu schaffen, hilft dem Hund, mit den Veränderungen besser umzugehen. Leichte, nahrhafte Mahlzeiten können den Appetit anregen und dazu beitragen, dass der Hund seine Energie zurückgewinnt. Auch sanftes Streicheln oder ruhige Gespräche können beruhigend wirken und dem Hund Sicherheit vermitteln. Bei anhaltenden oder besorgniserregenden Veränderungen im Verhalten oder im gesundheitlichen Zustand sollte jedoch ein Tierarzt konsultiert werden, um sicherzustellen, dass die Genesung des Hundes auf dem richtigen Weg ist.

Mehr zum Thema Ernährung:

Nach einer Kastration benötigt dein Hund weniger Energie, also Kilokalorien. Statt dem Hund weniger des normalen Futters zu geben, was zu einer zu geringen Aufnahme wichtiger Nährstoffe führt, kann man Spezialfutter für kastrierte Hunde nehmen. 

Ist mein Hund nach der Kastration ruhiger?

Die Kastration kann bei manchen Hunden zu einem ruhigeren Verhalten führen, insbesondere wenn es um hormonell beeinflusste Aktivitäten wie Aggression, Markieren oder Streunen geht. Allerdings ist sie kein Allheilmittel für alle Verhaltensprobleme. Die Wirkung der Kastration variiert je nach individuellen Eigenschaften und Lebensumständen des Hundes. Es ist wichtig, realistische Erwartungen zu haben und gegebenenfalls ergänzende Trainingsmaßnahmen in Betracht zu ziehen.

Die zentralen Thesen

Zum Abschluss lässt sich festhalten, dass es als verantwortungsvoller Hundebesitzer besonders wichtig ist, sich umfassend über die Kastration zu informieren. Durch die enge Zusammenarbeit mit einem Tierarzt deines Vertrauens kannst du sicherstellen, dass diese Entscheidung individuell auf die Bedürfnisse deines Hundes abgestimmt ist und somit sein Wohlergehen unterstützt.

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